Der Morgen startet mit dem Wetter-Check, oft wird im letzten Moment noch der Tagesplan völlig umgekrempelt. Dann raus in die Natur in voller Montur und mit allem technischen Gerät: Diktiergerät, GPS und Kamera sind immer griffbereit. Für die Tourenbeschreibung muss ich jeden markanten Orientierungspunkt und jeden Wegweiser genau dokumentieren“, erklärt Christina, während sie Wegpunkte im GPS setzt, ins Diktiergerät spricht, den aktuellen Standpunkt mit der Karte vergleicht und zwischendurch noch möglichst ansprechende Fotos mit dem Selbstauslöser schießt. Multitasking pur. Nicht trödeln, heißt die Devise – man weiß nie, was noch kommt, wie lange es heute dauern wird und welche Hindernisse sich noch auftun werden. Aber auch nicht rennen, es geht um alle Details.
Hin und wieder trifft sie auf Einheimische oder andere Wanderer – Forstarbeiter, Bauern, Spaziergänger oder „Hunde-Gassi-Führer“. Hier sucht Christina gerne das Gespräch, da erhält sie oft die wertvollsten Hinweise für die optimale Routenwahl. Tipps, die in keinem Wanderführer oder Internet-Forum stehen. Mit Überraschungen muss unterwegs laufend gerechnet werden, bisweilen auch unliebsamen: Eingezeichnete Wege existieren einfach nicht (mehr), auch auf bekannten Weitwanderrouten. Wegweiser, die unzählige weitere, unbekannte Möglichkeiten aufzeigen. Der aggressive, laut bellende Kläffer lässt sich einfach nicht abschütteln. Zehn Mal vor und wieder zurück, weil einfach keine Route passt. Drei Stunden Aufwand für vielleicht 20 Minuten reale Gehzeit. Einbruch der Dunkelheit und Ratlosigkeit, wo es denn nur weitergehen könnte.
„In Sachen Hitze, Nebel, Wind und Wetter habe ich wohl schon alles erlebt, oft kommt man sich vor wie ein Scout in Hollywood-Filmen. Einmal haben Holzarbeiter den Weg versperrt, unmöglich weiterzukommen. Aber sie würden gerne pausieren, wenn ich bei der Outdoor-Mittagsjause von mir und von meiner Arbeite erzähle – auch nett, und lustig war`s“ lächelt Christina verschmitzt. Leider kommt es gar nicht so selten zum wandertechnischen „Megagau“, vielleicht das Ärgerlichste überhaupt: Nach stundenlangen Wanderungen, x-fachen Varianten-Checks und zahllosen, schweißtreibenden Kilometern wähnt man sich fast schon am Ziel. Und kurz davor kommt eine gefährliche Kletterstelle, eine zu anspruchsvolle Passage oder ein unzumutbares Teilstück – keine Umgehung möglich. Das war es dann, mit der wundervoll gedachten Tagesetappe. Kommando retour, alles umsonst – komplett umplanen, überdenken und am nächsten Morgen nochmals los.
Auch nach dem wohlverdienten Essen wartet die tägliche Administration: Daten von GPS und Diktiergerät sichern, im PC gegenchecken und Fotos speichern, am besten gleich mit Backup, vielleicht schon selektieren und sortieren. Batterien checken, Akkus laden, den nächsten Tag vorbereiten… Und schließlich schlaftrunken und kaputt ins Bett fallen.