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Viel mehr als nur Meer - Wandern an Sardiniens Ostküste

Reisebloggerin Sabrina erkundet den Naturpark Orosei. Eine Wanderreise zwischen wilden Landschaften und „la dolce far niente“.
Sabrina am Küstenwanderweg nahe Cala Sisine

Reisebloggerin Sabrina motiviert auf ihrem Blog Couchflucht unter dem Motto „Runter vom Sofa & raus in die Natur“ ihre Community, die heimatlichen vier Wände zu verlassen und die Welt zu Fuß oder per Fahrrad abseits vom Massentourismus zu entdecken.

Im Oktober war Sabrina wieder unterwegs, um bei ihrer Wanderreise Sardiniens Ostküste zu entdecken. In ihrem Wanderbericht lässt sie einige ihrer Lieblingsmomente nochmals Revue passieren.

Sabrina am Küstenwanderweg nahe Cala Sisine

Den Sommer verlängern im Naturpark Orosei

„Bin ich hier gerade wirklich noch in Europa?“, frage ich mich, als ich die steile und etwas abenteuerliche Treppe zum Traumstrand der Cala Goloritze hinabsteige. Obwohl mir schon vor meiner Wanderreise zu Ohren gekommen ist, dass Sardinien auch als die Karibik Europas gilt, traue ich meinen Augen kaum. Das kristallklare Wasser glitzert in einem dermaßen intensivem Türkisblau, dass ich schon fast zweifle, ob ich nicht vielleicht doch in eine dieser Fototapeten aus dem Baumarkt gebeamt worden bin. 

Aber Sardinien ist noch so viel mehr. Auf meinen Touren durch den Naturpark Orosei an der Ostküste durfte ich nicht nur paradiesisch schöne Buchten und wilde Küstenpfade erleben. Schroffe Kalksteinfelsen wechseln sich mit entspannten Waldwegen durch die grüne und duftende Macchia-Landschaft des Hochlandes ab. Und auch die Kunst des „Dolce Far Niente“ konnte ich zwischendurch bei erfrischenden Badepausen und abends bei Vino und Pasta ausgiebig zelebrieren.

Spektakulärer Auftakt mit der "Königsetappe"

Nachdem wir am Anreisetag noch ganz entspannt unter schattigen Olivenbäumen am Strand von Santa Maria Navarrese gechillt haben, geht es nun gleich so richtig los. Knapp 1.000 Höhenmeter im Aufstieg und eine Strecke von fast 20 Kilometern stehen heute bei strahlendem Sonnenschein auf dem Programm. Kaum haben wir den Urlaubsort hinter uns gelassen, schlängeln wir uns im Auf und Ab an der schroffen Küste entlang.

Schon mal etwas vom fast schon legendären Küstenwanderweg „Selvaggio Blu“ gehört? Wir folgen einem Teil davon und wundern uns nicht lange über dessen Namen. Das türkisblaue Wasser funkelt unter uns, während wir den felsigen Pfaden folgen und an der Kalksteinspitze Petra Longa einige waghalsige Kletterer auf ihren Routen entlang der steilen Felsen beobachten.

Auf dem Weg zum Hochplateau von Golgo erkunden wir eine unberührte und wilde Bergwelt und teilen uns die Landschaft mit Geckos, Ziegen, Eseln und kleinen Schweinchen, die plötzlich aus dem Dickicht der Steineichenwälder auftauchen. Und auch wenn der teilweise gnadenlos steile Serpentinenpfad über die Bergkuppe mich zwischenzeitlich an meine Grenzen bringt und den Schweiß in Strömen fließen lässt, kommen wir schließlich geschafft, aber glücklich am urigen Rifugio Goloritze an.

Hinter dem Felsen von Petra Longa

Karibik Europas und Streichelzoo-Feeling

Von unserem Basecamp, dem Rifugio Goloritze, wandern wir erstmal über die wunderschöne, grüne Hochebene, die uns zu Beginn fast schon Streichelzoo-Feeling beschert. Heute wartet nämlich gleich eine ganze Esel-Gang an einer Wegkreuzung auf uns. Nachdem sie sich ein paar Streicheleinheiten abgeholt haben, führt uns der Weg an knorrigen, uralten Olivenbäumen vorbei zum eigentlichen Start des Trails zur Bucht von Cala Goloritze.

Durch eine Schlucht mit steil hinauf ragenden Felswänden und einigen Höhlen wandern wir einen steinigen Wanderpfad bergab und hören mit jedem Meter, wie das rauschende Meer näher kommt. Unten angekommen, erwartet uns ein Traumstrand wie aus dem Bilderbuch. Kein Wunder, dass die Cala Goloritze am Golf von Orosei zu den allerschönsten Stränden in ganz Italien zählt! Ruckzuck sind die Wanderklamotten gegen Bikini und Badeshorts getauscht, und wir stürzen uns in die türkisblauen Fluten. An solche Wanderpausen könnte ich mich doch glatt gewöhnen.

Schweren Herzens machen wir uns schließlich wieder auf den Rückweg, schnuppern an all den mediterranen Kräutern und Sträuchern am Wegesrand und lassen uns in der rustikalen Bar „Su Porteddu“ noch einen Cappuccino schmecken. Und auch das markante Felsengesicht in der Nähe unseres Rifugios lassen wir uns natürlich nicht entgehen.

Wunderschöne Bucht Cala Goloritze mit Blick auf das Meer

Wieviel Abenteuer darf es heute sein? - Auf zur Cala Mariolu!

Auch heute beginnt unser Wandertag mit einem flauschigen Begrüßungskomitee. Direkt an der uralten Wallfahrtskirche Chiesa di San Pietro al Golgo werden wir ziemlich stürmisch von ein paar Eseln empfangen. Sie haben es allerdings dieses Mal auf meinen Wanderproviant abgesehen und unübersehbares Interesse an meinem Apfel. Dem niedlichen Eselfohlen unter ihnen kann ich nun wirklich nicht widerstehen und überlasse diesem seufzend meine bereits angebissene Marschverpflegung.

Inmitten von Myrtensträuchern und Karstgestein führt unsere Route dieses Mal durch die einsame Bergwelt in Richtung des nächsten Traumstrandes. Auf dem Weg zur Cala Mariolu, die man nur zu Fuß oder mit dem Boot erreichen kann, kommen wir auch an einer traditionellen Siedlung der Nuraghen-Kultur vorbei. Gespannt werfen wir einen Blick in die hüttenähnlichen Schafställe aus Wacholderholz und bestaunen die Ruinen und Mauerreste drumherum.

Kurz vor dem Arco Mariolu wird der Pfad immer anspruchsvoller und gerölliger und hält auch ein paar kleine Kraxelpassagen für uns bereit. Die Aussicht durch den Felsbogen auf den tiefblauen Golf von Orosei und die Steilküste ist spektakulär. Auf den weiteren Weg für „Experten“ bergab bis zur Bucht Cala Mariolu verzichten wir allerdings schweren Herzens. Die abenteuerliche Wegführung mit wackeligen Wacholderholz-Leitern, Holzstegen und abschüssigen Passagen ist mir irgendwie heute zu heikel. Wir schlendern also lieber wieder ganz entspannt zurück zum Rifugio und lassen den Wandertag dort mit Vino und Pasta ausklingen.

Sabrina am Felsbogen Arco Mariolu

Von einem Traumstrand zum nächsten

Morgens starten wir mit einem Shuttle per Jeep über ruckelige Schotterpisten zu einer Schlucht kurz vor der Cala Sisine. Entlang des ausgetrockneten Flussbettes wandern wir zwischen hohen Felswänden und genießen dabei den Duft von Minze, Thymian und Salbei.

Als wir an der Cala Sisine ankommen, können wir kaum glauben, dass wir den Traumstrand tatsächlich ganz alleine für uns haben. Wie gut, dass wir uns dazu entschieden haben, die Wanderreise in der Nachsaison Mitte Oktober anzutreten! Über einen schmalen Wanderpfad meistern wir einige Höhenmeter und gelangen dann auf einen Bilderbuch-Klippenpfad, der uns fast den Atem raubt. Entlang der zerklüfteten Küste hoch über dem Meer erreichen wir schließlich eine felsige Hochebene, genießen die Sonne und überqueren ein weitläufiges Karstplateau.

Unser Etappenziel ist die traumhafte Cala Luna, wo wir direkt ins kühle Nass springen und uns ein wenig ausruhen, bevor wir ins Boot weiter nach Cala Gonone steigen. In diesem Ferienort verbringen wir die nächsten Tage und freuen uns erstmal auf ein leckeres Gelato aus der Eisdiele, die direkt zu unserem Hotel gehört. Ziemlich praktisch!

Sabrina am menschenleeren Strand von Cala Sisine

Tropfsteinhöhlen, Grotten und Dolce Far Niente?

Als ich morgens aufwache, steht mir der Sinn nach einem entspannten Strandtag. Zumindest ein paar Stunden sehe ich mich auf meinem Handtuch an der unglaublich schönen Cala Luna liegen, für die wir gestern einfach nicht ansatzweise genug Zeit hatten. Unser Plan ist es also, ein Boot zur Cala Luna zu nehmen, auf dem Weg dorthin die Tropfsteinhöhlen von Bue Marino zu besichtigen und dann ganz hemmungslos dem Dolce Far Niente zu frönen.

Leider haben wir die Rechnung jedoch ohne den Wettergott gemacht – und das, obwohl ich hier jeden Abend brav mein Tellerchen voller Antipasti und sardischen Spezialitäten aufesse. Die Brandung ist so stark, dass heute keinerlei Boote anlegen können. Weder an der Cala Luna, noch an den berühmten Grotten, die ein echtes Naturwunder sein sollen.

Plan B passt nicht mehr so ganz zu meiner Wunschvorstellung vom relaxten Strandtag, denn wir beschließen nun stattdessen, den Weg von Cala Gonone zur Cala Luna hin und zurück zu Fuß zurückzulegen. Belohnt werden wir mit einem sensationellen Ausblick auf die verwunschene Bucht Cala Fuili und ihren Kletterfelsen, an denen gerade reges Treiben auf den Routen entlang der Steilklippen herrscht. Und auch für uns gibt es auf dem Pfad zum Strand noch ein paar kleinere Abenteuereinlagen - inklusive kurzer Kraxelpassagen über schief stehende Felsplatten und einer kleinen Flussquerung.

Da keine Bootstouristen vor Ort sind, ist es an der Cala Luna heute besonders idyllisch. Wir erkunden die Höhlen, lassen uns die Meeresbrise um die Nase wehen und genießen den Augenblick.

Endspurt um den Monte Irveri

Und schon ist der letzte Tag unserer Sardinien-Wanderreise angebrochen. Heute wollen wir nochmal ein paar Höhenmeter auf unserem Konto sammeln und von Cala Gonone aus eine Rundwanderung um den Monte Irveri bis zum Strand Cala Cartoe machen.

Weite Blicke ins Hinterland, einsame Wälder, weiße Kalksteinfelsen und ein abenteuerlicher Küstenwanderweg stehen bei der Umrundung des Felsmassivs auf dem Programm. Und natürlich darf zum Abschied auch eine letzte Badepause an der Cala Cartoe mit ihren interessanten Felsformationen nicht fehlen.

Auf den letzten Kilometern begleitet uns nochmal ein traumhaftes Panorama über den gesamten Golf von Orosei. Wir blicken praktisch auf unsere gesamte Wanderstrecke der letzten Tage zurück und lassen all die Erlebnisse ganz genussvoll Revue passieren.

Was für eine schöne Wanderreise, die uns Sardinien da beschert hat! Der Mix aus wilden Küstenpfaden, einsamen Wegen im unberührten Hochland und traumhaften Strandbuchten ist und bleibt für mich die perfekte Möglichkeit, den Sommer zu verlängern. Und auch all die Begegnungen mit Eseln, den sardischen Schweinchen, Ziegen und Rindern haben jeden Tag mein Wanderherz höher schlagen lassen.

Interessante Felsformationen an der Cala Cartoe

Zum Weiterlesen

Noch mehr Eindrücke von Sabrina's Wanderreise entlang Sardiniens Ostküste finden Sie in ihrem ausführlichen Blogbeitrag Sardinien - Wandern an der Ostküste mit Eurohike Wanderreisen.

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